27.04.2024

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Gesellschaftskritik

Aufdeckung eines verschwiegenen Problems

Der Journalist Arne Hoffmann beschäftigt sich mit dem Tabuthema sexuelle Gewalt gegen Männer

Wolfgang Kaufmann
16.03.2024

Wenn es um sexuelle Belästigung oder Gewalt geht, sind Männer stets die Täter und Frauen die Opfer. Wer etwas anderes behauptet, wird schnell in die rechte Ecke gedrängt oder als „aggressiver Antifeminist“ verleumdet. Das bekam auch der Journalist, Buchautor und Männerrechtsaktivist Arne Hoffmann zu spüren. Dieser setzt sich seit über 20 Jahren in ungezählten Veröffentlichungen dafür ein, den Sexismus gegenüber Frauen wie auch Männern zu bekämpfen und nicht allein nur das weibliche Geschlecht als Opfer von Diskriminierung oder körperlichen Übergriffen zu betrachten. Zu den brisantesten diesbezüglichen Werken des 54-Jährigen gehört das nun erschienene Buch „Sexuelle Gewalt gegen Männer. Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen“.

Es besteht aus vier Teilen, in denen jeweils verschiedene Facetten der Thematik angesprochen werden, an die sich bislang kein anderer Autor hierzulande mit derartiger Vehemenz und Sachkunde herangewagt hat: Zu Beginn stehen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum sexuellen Missbrauch von Männern im Vordergrund, dann geht es um das Komplettversagen der etablierten Medien in Bezug auf Berichte über männliche Opfer. Dem folgt eine Analyse der Gründe für die Ignoranz gegenüber gequälten Männern, wonach Hoffmann abschließend Betroffene und Therapeuten zu Wort kommen lässt und auch mögliche Wege der Aufarbeitung oder Bewältigung aufzeigt.

Jeder dieser vier Teile bietet Informationen, die nachgerade erschütternd sind und eigentlich einen kollektiven Aufschrei auslösen müssten. Aber der unterbleibt, weil unsere Gesellschaft inzwischen derart moralisch verwahrlost ist, dass feministische Aktivistinnen Männer ungestraft als „Müll“ oder „nutzlose biologische Katastrophe“ bezeichnen und sich über deren Leiden amüsieren dürfen. Was dem Feminismus natürlich viel an Legitimation raubt ...

Unsere „Qualitätsmedien“ und missionarischen Gutmenschen in Politik, Medien und „Zivilgesellschaft“, die sich gerne um tatsächliche oder vermeintliche Menschenrechtsverletzungen in aller Welt kümmern, kehren unter anderem folgende, wissenschaftlich gesicherte Fakten unter den Tisch:

In den westlichen Industrieländern wird im Durchschnitt jeder vierte Mann im Laufe seines Lebens Opfer von sexueller Gewalt, die auch keineswegs nur von anderen Männern ausgeht. Vielmehr sind in vier von fünf Fällen Frauen die Täter. Zwei von drei männlichen Opfern verweisen dabei auf die eigene Mutter. Eine Bestätigung erfahren diese Aussagen nicht zuletzt durch kinderpornographische Aufnahmen, bei denen neben Körperteilen von tatbeteiligten Männern auffällig oft Frauenhände zu sehen sind, wie die Ermittler immer wieder feststellen müssen.

Männer genauso von Gewalt betroffen wie Frauen
Desgleichen entspricht es nicht den Tatsachen, dass nur Frauen Opfer von schwerer sexueller Gewalt in Kriegs- oder Bürgerkriegssituationen werden. Vielmehr sind Männer fast in gleichem Umfang betroffen.

Noch schlimmer ist die Situation in Haftanstalten. Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen aus dem Jahre 2012 liegen die „Chancen“ eines männlichen Häftlings, im deutschen Jugendstrafvollzug innerhalb von 30 Tagen vergewaltigt zu werden, bei rund sieben Prozent. Die Reaktion des damaligen niedersächsischen Justizministers Bernd Busemann (CDU) auf diese Enthüllung beschränkte sich auf die Aussage, das könne er „gut akzeptieren“ – ein Gefängnis sei nun einmal kein Mädchenpensionat.

Gleichstand besteht darüber hinaus, was die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder im Alltag betrifft: Hierüber berichten etwa zwei Drittel aller Männer und Frauen, wobei das nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Täter gilt. So sagten 66 Prozent der teilnehmenden Frauen bei einer anonymen Befragung in der Schweiz, sie hätten schon einmal eine Person des anderen Geschlechts sexuell belästigt, während es bei den Männern 71 Prozent waren.

Presse verspottet oft die Opfer
Diese Zahlen korrespondieren mit Erkenntnissen über das Ausmaß häuslicher Gewalt von Frauen gegenüber Männern: Selbst das Robert-Koch-Institut musste zugeben, dass Frauen „häufiger als Männer“ Gewalt gegen ihren Partner oder sonstige Familienmitglieder ausüben.

All dies wird von den meisten Medien ignoriert. Ja, mehr noch: Oftmals hat die Presse nichts Dümmeres zu tun, als die Vergewaltigung oder den sexuellen Missbrauch von männlichen Personen ins Lächerliche zu ziehen. Dafür stehen Schlagzeilen wie „Mathelehrerin verführt Schüler (15). Sie brachte ihm das Sexmalsex bei“. Hinzu kommt die Stigmatisierung der Fürsprecher der Opfer als „Frauenhasser“, „Pseudo-Intellektuelle“ und „Muttersöhnchen“ oder gar als psychisch Kranke beziehungsweise potentielle Terroristen.

Das Ganze resultiert laut Hoffmann aus einer Reihe von Gründen. Dazu gehören zählebige Geschlechterklischees aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit einer Idealisierung der Frauen, denen man einfach nichts Böses zutraut, die wirkmächtige Politisierung des Feindbildes Mann, welche oftmals jegliche Empathie zugunsten von Männern verhindert, die Mär vom „fortbestehenden Patriarchat“, das Frauen unterdrücke, sowie auch fehlende oder ungenügende gesetzliche Regelungen zum Schutz der Ehre und körperlichen Unversehrtheit von Männern auf dem Gebiet der Sexualität.

Angesichts all dessen kann es nicht verwundern, dass der Schlussteil von Hoffmanns Buch eine gewisse Hilflosigkeit ausstrahlt, wenn er versucht, die Frage zu beantworten „Was ist zu tun?“ Denn die Situation ist mittlerweile zu verfahren, weswegen Verbesserungen tiefgreifende strukturelle Veränderungen in der Gesellschaft erfordern würden. Doch genau die sind angesichts der derzeitigen politischen Konstellationen zumindest hierzulande nicht zu erwarten. Dabei bräuchte es einen radikalen kulturellen Wandel – und zwar ganz bestimmt nicht zugunsten jener Hetzerinnen, die Männer als „schlecht, böse, unnütz und überflüssig“ bezeichnen und deren „schmerzlose Vergasung“ empfehlen, wie die feministische Kultautorin Valerie Solanas in ihrem breit rezipierten „Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer“.

Arne Hoffmann: „Sexuelle Gewalt gegen Männer. Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen“, Independently published über Amazon Italia Logistica, Torra Piemonte 2023. 401 Seiten, broschiert, 13,90 Euro


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